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KMU-Dozenteninterview: Prof. Dr. Hubert Dollack, Dozent für BWL

Geschrieben von von Katharina Ratzberger | 01. March 2015

 

 

A: Da sich meine Tätigkeit als Dozent nicht nur auf Fernstudien konzentriert, sondern ich auch im Präsenzstudium unterrichte, kann ich Ihnen diese Frage wie folgt beantworten: Grundsätzlich bestehen natürlich Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern einzelner Länder, welche in unterschiedlichen sozioökonomischen Strukturen leben. So unterscheiden sich selbstverständlich die Schulsysteme, die Volkswirtschaft und damit auch die betriebliche Kultur, hier kann man durchaus unterschiedliche Denk-, Verhaltens- und Arbeitsweisen feststellen. Insbesondere im KMU- Fernstudium gehen die Herausforderungen durch die zunehmende Globalisierung aber noch viel weiter, da auch zahlreiche Teilnehmer international verstreut sind und sich somit nochmals von der deutschsprachigen Kultur unterscheiden. Hierbei ist es also auch meine Aufgabe als Dozent, auf alle Bedürfnisse diesbezüglich einzugehen, was eine erheblich breitere Basis des Lehrmaterials und insbesondere der Anwendung von Fallstudien bedeutet. Durch die vorwiegend berufsbegleitenden Studienteilnehmer ist es besonders wichtig, neben den fachlichen Grundlagen auch praxisgerecht die Vermittlung von Methoden und Managementkenntnissen zu lehren, welche direkt im Unternehmen umgesetzt werden können und somit einen hohen Praxisnutzen für Studenten und deren Unternehmen bringt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Lehrmaterialien in Präsenz- oder Fernstudien besteht nicht, da in beiden Unterrichtsmethoden die Lehrvermittlung anhand von Living Case Studies im Vordergrund stehen sollte, um einen hohen Wissenstransfer in die berufliche Praxis zu ermöglichen.

 

F: Bei der KMU Akademie gibt es Studierende aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Gibt es hier erkennbare kulturelle Unterschiede, bzw. andere Zugänge oder ein anderes Lernverhalten?

 

A: Dies sollte grundsätzlich eher aus einer medizinisch-psychologischer Perspektive beantwortet werden. Betrachtet man jedoch die Gegenwart und die Geschichte aus ökonomischer Sicht, so muss die prägende österreichische Nationalökonomie herausgestellt werden. In der gegenwärtigen Betrachtung ist festzuhalten, dass Deutschland die größte bestimmende Volkswirtschaft in der EU darstellt, während sich die Schweiz als bedeutender Platz für Banken weltweit behauptet. Somit ergibt sich während des Studiums ein interessanter Mix aus unterschiedlichen Kulturen, der auch im Dialog der Studienbetreuung zu beachten ist und somit sowohl für Studenten, wie auch für Dozenten einen interessanten Lernprozess anstößt.

 

F: StudentInnen nicht mehr face to face zu sehen, sondern virtuell zu begleiten. Was bedeutet dies für Ihre Vorlesungen und in weiterer Folge auch für die Prüfungen?

 

A: Grundsätzlich unterscheiden sich die Lehr- und Lernmaterialien zwischen einem Präsenz- und einem Fernstudium nicht, da die gleichen Lehrinhalte und Anforderungen erreicht werden müssen. Aufgrund der von der KMU eingesetzten Technologie kann die Wissensvermittlung sogar intensiver erfolgen, als dies im Präsenzstudium geschieht. Die ausgereifte Technik erlaubt es sowohl Einzel-, wie auch Gruppenarbeiten an die Teilnehmer zu stellen. Auch die Präsentation von Ausarbeitungen kann für alle an der Sitzung teilnehmenden Studenten geschaltet werden, womit sich Umfang, Durchführung und Qualität der Lehre keineswegs von einem Präsenzstudium unterscheidet. Ganz im Gegenteil. Durch die direkte Ansprache und die Einbindung der einzelnen Studenten lässt sich eine sehr gezielte Ansprache erreichen, die sogar besser funktioniert, als in Präsenzstudien, wo ja eigentlich der Vorteil der räumlichen Präsenz der Schüler gegeben wäre. Da alle Vorlesungen auch als Stream in verschiedenen Audio- und Videoformaten nach den Vorlesungen abrufbar sind, wird hier auch eine maximale Reproduzierbarkeit erreicht, welche den Studenten in einem Präsenzstudium keineswegs zur Verfügung gestellt werden kann.

 

F: Fernstudien sind zwar anerkannt, haben aber manchmal noch ein Imageproblem. Nach dem Motto, die Studieninhalte seien einfacher, die Prüfungen ebenfalls. Was sagt Ihre Erfahrung?

 

A: Ganz im Gegenteil. Ich habe einige Erfahrungen gemacht mit Unternehmen, welche das Fernstudium oftmals als erheblich anspruchsvoller einstufen, als ein klassisches Präsenzstudium. Da das Fernstudium eine hohe Selbstdisziplin und Eigenmotivation erfordert, sehen insbesondere Personalabteilungen die persönlichen Eigenschaften von Studenten eines Fernstudiums gegenüber denen des Präsenzstudiums als erheblich gestärkter an. Neben der bewiesenen Ausdauer bei der Absolvierung des Fernstudiums wird auch die oftmals stärker ausgeprägte analytische Arbeitsweise als besonders positiv bewertet. Diese reift insbesondere durch die völlig eigenständige Ausarbeitung von Essays und Reports, welche ohne Unterstützung eine intensive Auseinandersetzung mit den Fachthemen erfordert. Die Lehrinhalte und die Prüfungen unterscheiden sich im Anspruch keineswegs von Präsenzstudiengängen, wo Prüfungen oftmals kumulativ als Gruppenarbeit bewertet werden. Insgesamt betrachtet wird hierbei also der einzelne Student erheblich mehr gefordert, als das im Präsenzstudium der Fall ist.

 

F: Die Studenten der KMU Akademie sind ausnahmslos berufstätig und vereinbaren somit Beruf, Familie und Studium.

 

A: Da Anfahrts- und Präsenzzeiten vor Ort im KMU Fernstudium entfallen, liegt hier ein hoher Zeit- und Kostenvorteil für die Teilnehmer und deren Familien. Die Unterrichtszeiten sind durch die vorliegenden Aufzeichnungen flexibel und frei wählbar, womit eine maximale Freiheit unter Berücksichtigung des familiären und des beruflichen Umfelds möglich ist. Insbesondere diese Flexibilität ist eine zusätzliche Motivation für unsere Studenten, sich für ein Fernstudium der KMU zu entscheiden.

 

F: Wie praxisorientiert können Sie Ihre Vorlesungen in Ihrem Bereich anbieten?

 

A: Da sich meine Vorlesungen nicht nur an der Wissensvermittlung von fachlichen Grundlagen orientieren, sondern ich insbesondere dem Wissenstransfer in die betriebliche Praxis den Vorrang gebe, unterscheiden sich meine Vorlesungen und Aufgabenstellungen oftmals von denen der klassischen Vorlesungsveranstaltungen. Ziel ist es für mich, den Teilnehmern durch die Anwendung von Fallstudien einen möglichst hohen Praxistransfer zu ermöglichen. Hierdurch erlernen die Studenten betriebliche Gegebenheiten und Aufgabenstellungen zu erkennen, zu analysieren und durch Abstraktion methodisch zu lösen. Somit wird erreicht, dass die Studenten das Studium nicht nur als theoretisch fundierte Akademiker verlassen, sondern durch den hohen Praxistransfer auch betriebliche Aufgabenstellungen lösen können. Durch unser neues Corporate Studienangebot stehen zusätzlich klar definierte Unternehmens-projekte im Mittelpunkt des gesamten Studienablaufs, welche einen maximalen Wissens- und Praxistransfer ermöglichen.

 

F: Wie geht es Ihnen persönlich damit, eine Vorlesung mit Headset am PC zu halten, zwar alle technischen Tools für eine moderne Lehrveranstaltung nutzen zu können, aber die Studierenden nie zu sehen und sie auch „nur“ aus der Ferne zu begleiten?

 

A: Zunächst sehe ich nur Vorteile mit dem Einsatz dieser Lehrmethodik, da ich mich in den Vorlesungen vollständig ohne Nebenereignisse auf die Vermittlung des Lehrstoffs konzentrieren kann. Sicher liegt diese Einschätzung auch an meinem beruflichen Hintergrund, welcher in einem weltweit tätigen IT- Unternehmen bereits in den 90iger Jahren die Notwendigkeit in der Anwendung von e-Learning Systemen erforderte. Grundsätzlich mag es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, nicht direkt von Angesicht zu Angesicht mit anderen Personen zu kommunizieren, jedoch sehe ich hierbei auch keinen wesentlichen Unterschied gegenüber einem Telefongespräch. Die eingesetzte Technik erlaubt es aber ebenso, eine Cam zu nutzen, welche die Anonymität aufhebt. Oftmals erfolgen auch im Nachgang zur Vorlesung noch weitere Kommunikationen mit den Studenten über Social Media-Plattformen hinsichtlich der Anwendung des erworbenen Wissens in der betrieblichen Praxis.

 

F: Was muss ein Interessent, eine Interessentin aus Ihrer Sicht mitbringen, um ein akademisches Fernstudium auch wirklich erfolgreich absolvieren zu können?

 

A: In erster Linie muss er über persönliche Eigenschaften, wie Ausdauer und Interesse an Neuem verfügen. Daneben erfordert es oftmals auch Mut, sich überhaupt mit einem Fernstudium zu beschäftigen. Dieser wird oftmals durch das Vorurteil gehemmt, welches durch klassische papierorientierte Fernstudien geprägt ist. Deshalb ist es oftmals erst einmal notwendig zu verstehen, dass ein KMU-Studium ein Online-Studium darstellt, welches per Podcast die Lehrinhalte zur Verfügung stellt. Nach Kenntnis dieser Vorgehensweise fällt auch die Hemmschwelle, sich mit anspruchsvollen Lehreinheiten zu beschäftigen, was sich schlussendlich in einer äußerst geringen Abbrecher-Quote niederschlägt. Des Weiteren ist auch festzustellen, dass sich hierdurch oftmals noch eine höhere Altersstruktur angesprochen fühlt, welche in sonstigen Studienangeboten keine Weiterbildung mehr angehen würde.

 

F: Was bringt eine akademische Ausbildung aus Ihrer Sicht und Erfahrung für die weitere Karriere?

 

A: Zunächst ist festzuhalten, dass sich die Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit des deutschsprachigen Bildungssystems noch immer im Entwicklungszustand befindet. Dies bedeutet oftmals für viele gewerbliche Berufe eine Einbahnstraße, wodurch keine Durchlässigkeit nach oben möglich ist. Deshalb ist die Durchlässigkeit des angelsächsischen Bildungssystems, wie es auch die Middlesex University erlaubt, ein wichtiger Meilenstein zur akademischen Qualifikation. Diese erlaubt also entsprechende Karrierewege, welche sonst nicht eingeschlagen werden könnten. Die menschliche und die berufliche Entwicklung unterscheiden sich oftmals sehr stark voneinander, womit es häufig zu abweichenden Karriereentwicklungen im Vergleich zum klassischen Schulsystem kommt. Anhand dieser Klientel, welche erst später eine akademische Herausforderung aufnimmt, lässt sich klar erkennen, das hieraus meist sehr erfolgreiche Unternehmer und Führungskräfte herangebildet werden, welche unsere Wirtschaft stützen. Eine akademische Weiterbildung kann daher aus Sicht einer weiteren Karriereentwicklung nur befürwortet werden.

 

F: Eine Vision für die Zukunft? Lebenslanges Lernen für alle zum Beispiel ?

 

A: Unsere wirtschaftliche Entwicklung hängt im Rahmen einer ständig wachsenden Globalisierung verstärkt von der Wissensentwicklung ab. Klassisch produzierende Gewerbe sind von starkem Rückgang innerhalb unserer Volkswirtschaft geprägt, wogegen die wissensintensiven Technologien stetig wachsen. Um diesem globalen Trend Rechnung zu tragen, ist es selbst schon eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit, das Wissen stetig zu erneuern und auszubauen. Daher wird das lebenslange Lernen ein unvermeidbar wichtiger und alltäglicher Baustein in unserem Leben werden. Neue Technologien der Wissensvermittlung werden auch in den nächsten Jahrzenten diesen stetig steigenden Bedarf noch weiter optimieren und beschleunigen. Aktuelle Entwicklungen, wie Moog- Universitys, werden dies ebenfalls noch unterstützen, wobei hier jedoch zwischen Allgemeinwissen und der Qualität guter Lehre zu unterscheiden sein wird.