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KMU-Dozenteninterview: Dr. Thomas Angerer, Dozent für Marketing

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F: StudentInnen nicht mehr Face to Face zu sehen, sondern virtuell zu begleiten. Was bedeutet dies für Ihre Vorlesungen und in weiterer Folge auch die Prüfungen?

 

A: Man muss die Vorlesungen natürlich an die neue Situation anpassen. Da man kein unmittelbares Feedback von Studierenden erhält, muss man das quasi selbst mitdenken und in die Vorlesungen in höherem Maße Redundanzen und Querverbindungen einbauen, damit die Inhalte auch im Heimstudium vermittelt werden können. Momentan arbeiten wir gerade daran, dass Vorlesungen noch stärker in Teilkapitel aufgesplittet werden, damit einzelne Kapitel noch besser „konsumiert“ werden können (z. B. während der Fahrt zur Arbeit). Wichtig ist, dass man die möglichen Schwächen des Mediums durch bestimmte Tools (z. B. Modulsitzungen mit Studierenden) kompensiert und seine Stärken (z. B. die Mobilität, die Interaktivität und individuelle „Portionierbarkeit“) konsequent nutzt.

 

F: Fernstudien sind zwar anerkannt, haben aber manchmal noch ein Imageproblem. Nach dem Motto, die Studieninhalte seien einfacher, die Prüfungen ebenfalls. Was sagt Ihre Erfahrung?

 

A: Ich kann nicht für Fernstudien allgemein sprechen. Da ich an Universitäten und Fachhochschulen vorwiegend im klassischen Face-to-Face-Setting, wenn auch mit einer Unterstützung durch Onlineplattformen z. B. für die Lernmaterialien arbeite, war ich zu Beginn ehrlich gestanden skeptisch. Meine Skepsis ist bei der KMU jedoch verflogen, da ich meine Qualitätsanforderungen wie auch an den FHs und Unis verfolgen konnte und die KMU diese Linie stets bekräftigt hat.

 

F: Sie gelten als einer der strengsten Dozenten, wer es bei Ihnen geschafft hat – hat es geschafft! Welche Anforderungskriterien stellen Sie an Ihre StudentInnen?

 

A: Es sind weniger meine „persönlichen“ Anforderungen als vielmehr die, die mir auch von anderen Institutionen wie FHs und Unis aus jahrelanger Erfahrung bekannt sind. Ich finde, dass diese Gleichbehandlung zum einen ein Gebot der Fairness ist, zum anderen möchte ich dadurch sicherstellen, dass die Studierenden der KMU die beste Ausbildung erhalten. Aus meiner Sicht ist ein Studium mehr als Schule, d. h., man muss in höherem Maße lernen, eigenverantwortlich und selbstorganisiert zu handeln. Dies ist jedoch keine Schikane, sondern eine gute Vorbereitung – denn so ist ja auch das „echte Leben“.

 

F: Wenn Sie Ihre StudentInnen vergleichen, einerseits jene im Fernstudienbereich und andererseits jene in den Hörsälen, ob Uni oder FH. Gibt es Unterschiede in Bezug auf Engagement, Zielorientierung, Zeitplan etc.?

 

A: Ich denke, dass es da wie dort Studierende gibt, die besonders engagiert sind, sich anstrengen und sich mit einer bestimmten Lernmaterie identifizieren können, somit bessere Leistungen erbringen. Markante Unterschiede gibt es aus meiner Sicht zwischen Studierenden, die bereits voll im Berufsleben stehen, und solchen, die unmittelbar nach der Schule studieren. Studierende im Berufsleben überprüfen die vermittelten Inhalte viel stärker dahingehend, inwieweit sie verwertbar sind bzw. ihnen im Job weiterhelfen können.

 

F: Die StudentInnen der KMU Akademie sind ausnahmslos berufstätig und vereinbaren somit Beruf, Familie und Studium. Wie praxisorientiert können Sie Ihre Vorlesungen im Bereich Marketing anbieten?

 

A: Mir ist es wichtig, den Studierenden ein fundiertes theoretisches Wissen auf dem neuesten Stand zu vermitteln, auch mit aktuellen Themen, und dies mit der Praxis zu verbinden. Da ich seit 2004 auch in der Praxis als Marktforscher und Unternehmensberater tätig bin, weiß ich sehr gut, was für die Praxis geeignet ist und was vielleicht zu stark wissenschaftlich gedacht ist. Ich halte aber nichts von Inhalten à la „Die 10 Regeln zum Erfolg“, weil solche Pauschalrezepte die Situation einzelner Unternehmen niemals ausreichend berücksichtigen können. Daher ist es mir wichtig, den Studierenden ein Rüstzeug quasi im Sinne eines Methodenkoffers mitzugeben, in den sie immer wieder hineingreifen und das richtige Werkzeug herausholen können. Der Transfer zwischen Theorie und Praxis ist immer eine situationsspezifische Angelegenheit. Ich hole die Praxisorientierung in die Vorlesungen, indem ich immer wieder Fallbeispiele einbringe – an der KMU gibt es sogar eine eigene Veranstaltung nur mit Fallstudien. Fallbeispiele sind allerdings immer nur exemplarisch und zur Illustration gedacht.

 

F: Wie geht es Ihnen persönlich damit, eine Vorlesung mit Headset am PC zu halten, zwar alle technischen Tools für eine moderne Lehrveranstaltung nutzen zu können, aber die Studierenden nie zu sehen und sie auch „nur“ aus der Ferne zu begleiten?

 

A: Das hat Vor- und Nachteile. Die Vorlesung mit Headset und vor dem PC erfordert eine aufmerksame „Selbstbeobachtung“, weil man aus dem Plenum keine Rückmeldungen erhält, ob man jetzt interessant oder langweilig vorträgt. Ein wenig schade ist es natürlich schon, dass man die Studierenden während des Studiums kaum persönlich kennenlernt.

 

F: Was muss ein Interessent, eine Interessentin aus Ihrer Sicht mitbringen, um ein akademisches Fernstudium auch wirklich erfolgreich absolvieren zu können?

 

A: Den Willen und die Motivation sich weiterzubilden und sich auf neue Herausforderungen und Anforderungen auch einzulassen. Interesse an Neuem, auch wenn es nicht immer unmittelbar beruflich zu verwerten ist. Und natürlich Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Am Ende lohnt sich das allerdings, wie auch die vielen positiven Rückmeldungen der KMU-AbsolventInnen zeigen.

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